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Alt 25-05-2004, 18:04
Sören Sören ist offline
Terrordrohnenhirte

 
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Zitat:
Original von H0FFI3
Wir sollten erstmal unsere Probleme regeln, bevor wir andere Länder in die EU aufnehmen und dann deren Probleme lösen müssen.
Hm, das kling für mich nur 5 Minuten um die Ecke gedacht. Sicher kostet uns die Osterweiterung zunächst recht kräftig, weil wir nun mal die stärkste Wirtschaftsnation in der EU sind - nur stört mich das recht wenig. Ich bleibe eher meistens begeistert vor allen Schildern: "Diese Straße wurde mit EU-Mitteln finaziert" stehen. Als ich vor ein paar Wochen wieder in Polen war habe ich auch mit erstaunen festgestellt, dass da schon die ersten EU-Mittel-Straßen stehen. Das aufkommende Wirtschaftswachstum in Irland, das wir auch mitfinanziert haben, zahlt sich schon jetzt langsam aus und wird sich in Zukunft noch stärker auswirken. Mit anderen Worten - ich bin ein begeisterter Europäer.

Schauen wir uns doch mal die Vorteile an: Im Moment zahlen wir noch, doch in ein paar Jahren haben wir dann einen großen Binnenmark und wirtschaftlich starke Nachbarn, bei denen wir unsere Produkte absetzen können. Eigentlich nur klug, was wir machen - unsere Wirtschaft kann nicht mehr wachsen, weil unser nationaler Binnenmarkt gesättigt ist. Durch die Osterweiterung schaffen wir neuen Märkte, was im Umkehrschluss wieder zu Wirtschaftswachstum bei uns führt und gleichzeitig sind wir meiner Vision von Wohlstand für die ganze Welt ein Stück näher, die m.E. heute durch hohe Produktivität (und somit Unabhängigkeit von Billiglohnländern) schon ein bedeutendes Stück näher gerückt ist. Allerdings wird nur profitieren, wer die Osterweiterung auch aktiv mitgestaltet - alle anderen werden langfristig untergehen. Als Unternehmer würde für mich die Expansion in unsere östl. Nachbarländer ganz oben auf der ToDo-Liste stehen.

Um den vielen Urängsten zu begegnen, die trotzdem gegen den Beitritt gehegt werden, wurden ja schon reichlich Restriktionen (z.B. polnische Hilfsarbeiter in Deutschland) auferlegt. Ansonsten kann ich nur empfehlen, mal durch die neuen Länder zu reisen - die drei baltischen (Lettland, Litauen, Estland) stehen bei mir noch aus. Wenn man sich anguckt, wie es da bergauf geht, kann man nur zu dem Schluss kommen, dass wir Angst haben, die würden uns den Rang ablaufen - und das nur, weil wir unseren Arsch nicht hochkriegen.

@Stoned Warrior, ich finde ich die Argumente von den Mädchen aus deiner Klasse gar nicht so abwegig: IMHO brauchen die USA ein gegengewicht, um von ihrem hohen Thron herunterzukommen. Und im Moment kann das nur Europa sein. Zum Thema Völkergemeinschaft: Mit Wohlstand sichern wir Frieden - das ist meine Überzeugung. Also, warum sollen wir dann nicht stabile Länder aufnehmen, um ihnen zu Wohlstand zu verhelfen. Schaden tut es uns nicht, siehe meine Argumenttation oben. Was wir vermeiden sollten, ist Brandherde aufzunehmen (also gerade nicht Irak und Afrika) und wir sollten uns über die geografische Ausdehnung gedanken machen, die noch händelbar ist. Mir wäre es lieber, wenn jeder Kontinent zunächst seinen eigenen großen Wirtschaftsraum schaft (die USA haben schon einen, wir auch und die Asiaten sind IMHO zunehmend dabei) - die Grenzen zwischen diesen Wirtschaftsräumen kann man dann immer noch öffnen.

Was die Passkontrollen an den Grenzen angeht. Wir sollten bestrebt sein, den "Neuen" zu helfen, ihre Ostgrenzen abzusichern, damit sie auch schnellstmöglich dem Schengener Abkommen beitreten können - ich finde es einfach beeindruckend frei durch Europa reisen zu können - die Eintracht, dieser Frieden - das gabs vor dem zweiten Weltkrieg noch nirgends auf der Welt. Die Schweiz hat das ja inzwischen auch eigesehen.

Man sieht, ich bin ein begeisterter Europäer und genauso bin ich der meinung, dass wir unsere drängenden Probleme ohnehin nicht mehr national lösen können. Immerhin haben auch alle europäischen Länder fast die selben Probleme (Arbeitslosigkeit, Renten, Wirtschaftswachstum, ...). Und was soll im Moment die Diskussion um ein Zuwanderungsgesetz? Wir haben offene Grenzen, also brauchen wir dafür auch eine europäische Lösung - was wir im Moment hier treiben ist schlimm.

Und wenn ich mir im Moment die Wahlspots für die Europawahl ansehe, kann ich auch nur den Kopf schütteln. Das sind alles nationale Themen - was soll das? Wen soll ich denn jetzt wählen? Wir brauchen eine europäische Verfassung und das europäische Parlament braucht zum Himmel mehr Macht - wir sind ein Zusammenschluss demokratischer Staaten, dann soll das Gesamtsystem Europa auch demokratisch sein.

(PS: Ich weiß schon, wen ich wähle: es ist eine Partei, die durchaus auch europäische Interessen vertitt)