Einzelnen Beitrag anzeigen
  #10  
Alt 11-11-2001, 18:49
Benutzerbild von Der_Mosch
Der_Mosch Der_Mosch ist offline
Fieser Pappkopp

 
Registriert seit: Jan 2001
Beiträge: 8.505
Der_Mosch ist...
Der_Mosch eine Nachricht über ICQ schicken Der_Mosch eine Nachricht über MSN schicken
Style: cncboard
Post

Alles klar, dann poste ich hier mal einfach meine Probleme beim Familienessen... Direktkopie aus einem Word-Dokument.

Moschs Einsichten: Familienessen

Wer kennt das nicht: alle paar Wochen oder Monate dürfen wir mal wieder mit unserer Familie essen gehen. An sich ganz in Ordnung: Lecker essen, lecker trinken, Geld vom Oma, Kellner verarschen. „Aha“, könnte man jetzt denken, „ist doch super!“. Nein. Das ist es nicht. Schon die Vorbereitung ist herrlich. Wir waren in heute wieder beim Chinesen. Vorher waren wir immer beim Griechen, aber da haben wir jetzt genug schlechte Eigenschaften gesammelt, um ihn NICHT zu empfehlen. Diesmal wollten wir halt den Chinesen platt machen. Ist uns übrigens auch gelungen. Aber jetzt zur Vorbereitung: Ich wasche also meine Haare und meinen... nun ja, nennen wir es „3-Tage-Bart“ und kämme sie. Zuerst meine Haare zurück, jetzt sehe ich aus wie ein gruftiger Metal-Freak. Nun ja. Ich hänge meine Halskette mit dem „Brannon’s Axe“-Anhänger um und föhne meine Haare. Jetzt bin ein siebzehnjähriger Metalfreak – also wirklich ich! Ab geht’s zum Umziehen. Schwarze Cargo-Pants und mein „Grim Reaper“- Pullover vervollständigen mein Erscheinungsbild. Ich bin Mosch. Ich bin glücklich. Das kann natürlich keine Mutter ertragen.
Das Exemplar, das bei uns beheimatet ist, kommt auch sofort angeschissen und regt sich über meine Aufmachung auf. Meine Cargo-Pants mutieren zu einer redlichen Stoffhose und mein Pullover wird auf geheimnisvolle Weise zu einem sittsamen Hemd. Ich sehe aus wie eine Kreuzung aus einem besoffenen Okkultisten und einem betenden Pfarrer. Dann verschwindet meine Kette und meine Haare teilen sich in einen christlichen Mittelscheitel. Ich sehe aus wie Francois, der schwule französische Baguettebäcker. Doch das reicht meiner Mutter noch nicht. Also: Haare zurückgekämmt, zu einem Zopf gebunden, ungeachtet der Tatsache, dass nicht alle in das Haarband passen, wodurch mir eine lustige Matte über die Schultern hängt, aber der Rest in einer Art gezwungenem Pferdeschwanz wie ein eingefrorener Wasserfall zwischen meinen Schulterblättern hängt und von kürzeren, abstehenden Haaren umgeben wird (Der Teufel weiss, wie die Frau das geschafft hat). Ergebnis: Ich sehe aus wie Jacques, der schwule französische Buschmann, was meine Mutter mit dem Kommentar „WIE SÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜSS!!!“ bedenkt. Wenigstens kann ich meine blauen, ausgeleierten Turnschuhe anziehen (Kapselriss im Knöchel, und die Teile sind die einzigen, die die Schiene aushalten). Trotzdem habe ich aus einem nicht näher spezifizierten Grund beschissene Laune. Die Mutation meines Aussehen hat allerdings einen grossen Teil dazu beigetragen. Also ab zum Chinesen.
Das Essen selber war vollkommen ereignislos. Seltsam, aber wahr. Das Essen selber ist aber auch nicht das Problem. Das Problem taucht erst wieder auf, wenn wir meine Grosseltern noch ein Gläschen nach Hause begleiten.
Was an sich auch eine gute Idee war, aber nicht unbedingt übermässig gut umgesetzt wurde.
Das fing schon beim ersten Thema an: Wie schlecht doch das Essen beim Chinesen war. Die Portionen waren zu klein, das Essen war schlecht, die Bedienung unfreundlich. Ich persönlich hatte ein Menge an wohlschmeckendem Schweinefleisch, knusprig gebraten, mit Süß-saurer Sosse. Des weiteren war die Bedienung so nett und hat mir sogar auf Anfrage eine Reisschüssel und Stäbchen gebracht, die übrigens NICHT berechnet wurden. Mein Hinweis wird jedoch mit „Ja, das sagt doch nichts darüber aus!“, was auch immer „das“ sein möge. Danach folgt das alte „Die Jugend von Heute“- Thema. Wieder einmal wissen alle, was ich denke, bevor ich es überhaupt denke, wissen, was ich gegessen habe, „da sie ja schliesslich auch einkaufen“, obwohl ich dieses Zeug zum ersten mal sehe, wissen, was ich gesagt habe, obwohl ich es noch gar ausgesprochen habe und so weiter. Umgekehrt verhält es jedoch genau so, also scheint das ein allgemeines Wunder der Natur zu sein. Danach kommt das „Mosch braucht ne Freundin“- Thema. Während diesem Thema werde ich lustig mit beliebigen, zufälligen Personen verheiratet, die manchmal noch nicht einmal weiblichen Geschlechtes sind. Dazu gehören auch solche Aktionen wie die folgende:

„Wie heisst noch mal die, deren Eltern das Restaurant haben?“
„Meint ihr Lai?“
„Ja. Wär die nicht was für dich?“
„Wie kommt ihr darauf?“
„Hör mal, DU erzählst doch gerade von ihr! Hör ich da Hochzeitsglocken?“

-oder, beim Betrachten eines Klassenfotos-

„Guck mal, wer ist das?“
„Das ist Kiki.“
„In die bist du auch ein bisschen verliebt, ne?“
„Wie jetzt?“
„Ja, du weißt auf Anhieb, wen ich meine! Da musse doch schon vorher geguckt haben, wo sie steht!“
„Naja... eigentlich nicht, auch wenn ich dich enttäuschen muss.“
„Und warum hast du dann ein Bild von ihr?“
„*TILT*“

Dann wird es langsam Zeit sich zu verabschieden. Mein Vater möchte noch „die Flasche Bier austrinken“, dann gehen wir. Ich warte geduldig. Ich warte sogar so geduldig, dass sich nach und nach noch sechs Fläschchen Underberg, insgesamt zwölf Bier, ein paar Mariakron und eine Lage Räucherschinken unbekannten Ursprungs unter meine acht Köpfe zählende Familie mischen, wozu die oben genannten Produkte etwa zweieinhalb Stunden benötigen. Dann teilen sich mein Onkel und mein Vater noch brüderlich eine Flasche Bier, während mein Cousin schon pennt und ich in Ermangelung eines nüchternen Gesprächspartners mit meinem rechten Fuss (der mit dem Kapselriss) eine Diskussion über die momentane politische Situation führe. Das beängstigende dabei ist, dass mein Fuss im Moment noch nicht einmal der schlimmste Diskussionspartner ist. Traurig, aber wahr. Wenigstens widerspricht er nicht. Als wir dann endlich gehen, werden plötzlich alle wieder nüchtern. Das macht mir Angst. Irgendwie schaffen es die Leute, im halbbesoffenen Kopf zu der Entscheidung zu kommen, dass jetzt spät genug ist, und schon ist der Alkohol weg. Wir übrigens auch, und da mich der heutige Abend doch belustigt hat, setze ich mich im Anschluss noch vor den PC und schreibe die heutigen Erlebnisse auf, in der Hoffnung, jemanden ein paar angenehme Minuten zu verschaffen.

Ich hoffe, das habe ich geschafft.

-----------------------------------------------

Vorschläge sind weiterhin willkommen.
__________________
Zitat:
Zitat von Mokus Beitrag anzeigen
PS: Das Loch interressiert mich schon seit 7 Jahren
I ELUCIDATE THE TRUTH OF A CASE FROM NOW ON!
Mit Zitat antworten