
20-06-2005, 20:30
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Kanes rechte Hand
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hier nochmal alles in kürze:
Zitat:
München - Einen chaotischeren Tag als den 19. Juni 2005 hat die Formel 1 in ihrer Geschichte wohl noch nicht erlebt.
Die Ereignisse vor und nach dem skandalösen USA-GP fordern eine Aufarbeitung.
* Frage 1: Warum waren die Michelin-Reifen nicht sicher?
Der Reifenhersteller war schlichtweg unzureichend auf die Streckenbedinungen in Indianapolis vorbereitet. Zwar wurde vor dem Rennen intensiv getestet, doch die Ergebnisse dieser Tests wurden in erster Linie durch den neuen Asphalt auf dem Oval ad absurdum geführt. Michelin hatte den neuen Belag in Verbindung mit der ohnehin extremen Belastung für den linken Hinterreifen in der Steilkurve unterschätzt. Bridgestone hatte mit dieser Situation deshalb keine Probleme, weil die IRL-Autos mit dem amerikanischen Bridgestone-Ableger Firestone ausgerüstet sind. Die Japaner hatten also durch die Indy 500 vor wenigen Wochen einen großen Erfahrungsvorsprung.
* Frage 2: Warum wurde die Schikane vor der Steilkurve als Notlösung nicht akzeptiert?
Dafür gibt es zwei Verantwortliche. Zunächst Ferrari, die sich als einziges Team gegen den Vorschlag wehrten. Zur entscheidenden Sitzung erschienen die Roten erst gar nicht - mit der Begründung, Michelins Probleme seien nicht ihre Probleme. Warum sollte Ferrari Zugeständnisse machen, obwohl das Team nichts falsch gemacht hatte? Zweiter Verantwortlicher ist die FIA, besonders Präsident Max Mosley. Der Brite weigerte sich nicht nur, ein Machwort gegen Ferraris Votum zu sprechen, der setzte die Michelin-Teams sogar unter Druck. In Telefonaten mit den Teamchefs soll Mosley für den Fall, dass die Teams auf eigene Faust den Bau einer Schikane beschließen, gedroht haben, die komplette Streckensicherung abzuziehen und dazu noch jede Genehmigung für Rennen in Nordamerika zu entziehen.
* Frage 3: Warum wurde der Streit zum Politikum zwischen der GPWC und Ferrari?
Hintergrund ist der nach wie vor schwelende Streit um ein neues Concorde Agreement ab 2008 und die Gründung einer Konkurrenzserie. Auch wenn Ferrari in Indianapolis im Recht war, nervte es die großen Hersteller - allesamt Michelin-bereift - ungemein, dass es schon wieder die Scuderia war, die einen Kompromis verhinderte. Die Blockade-Haltung der Roten kennen BMW, Mercedes und Co. aus den Verhandlungen der GPWC nur allzu gut.
* Frage 4: Macht Michelin nach dieser Blamage weiter?
Ab 2008 will die FIA ohnehin Einheitsreifen, für Michelin ein guter Vorwand, nach dieser Pleite der Formel 1 den Rücken zu kehren. Doch das ist kein Thema. "Ich denke, dass dies keinen Einfluss auf die Zukunft von Michelin in der Formel 1 haben wird", erklärte Frederic Henry-Biabaud, stellvertretender Wettkampf-Direktor des französischen Reifenkonzerns. Vor Indianapolis hatte Michelin schließlich alle Saisonrennen gewonnen.
* Frage 5: Drohen der Formel 1 jetzt Schadensersatz-Klagen?
"Wir wollen unser Geld zurück", hatten die Fans auf Plakaten während des Rennens gefordert. Dazu könnte es kommen, denn die Organisatoren des Rennens haben bereits angekündigt, rechtliche Schritte gegen die Formel 1 zu prüfen. Dabei geht es jedoch weniger um Eintritts- als um Antrittsgelder. Darüber hinaus bietet gerade die USA natürlich ein El Dorado für Zivilklagen einzelner Zuschauer.
* Frage 6: Was bedeutet das Rennergebnis sportlich?
Unter welchen Umständen auch immer, Michael Schumacher ist nach seinem Sieg plötzlich Dritter in der Fahrer-Wertung und hat nur noch drei Punkte Rückstand auf Kimi Räikkönen. Theoretisch hat er also ähnliche Chancen auf den WM-Titel wie der Finne. Doch auch der Indy-Sieg kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass McLaren und wohl auch Renault nach wie vor schneller sind als Ferrari.
* Frage 7: Wie groß ist der Image-Schaden für die Königsklasse?
"Wenn du so verarscht wirst - das ist ein gewaltiger Imageschaden für die Formel 1", analysierte Formel-1-Experte Marc Surer die Farce. Ein Blick auf die Pressestimmen aus aller Welt zeigt: Die Königsklasse des Motorsports musste nach dieser Aktion nicht nur in den USA kräftig Federn lassen. Was bleibt, ist Schumis Hoffnung, dass früher oder später Gras über die Sache wachsen wird.
* Frage 8: Hat die Formel 1 in den USA noch eine Zukunft?
Das steht noch nicht fest. Indianapolis hat noch einen Vertrag für die kommende Saison, was danach kommt, wollten die Organisatoren noch nicht entscheiden. Aber die großen Pläne von Bernie Ecclestone, ein zweites Rennen in New York, Las Vegas oder an der Westküste ins Leben zu rufen, dürften erst einmal auf Eis liegen
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