Argumente GEGEN einen Beitritt der Türkei in die EU.
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Die turksprachigen Länder
Ostthrakien gehört zwar zu Europa, aber 82 % der Türkei liegen in Asien. Die Hauptstadt Ankara liegt in Kleinasien und die historischen Wurzeln der Türkei befinden sich in Asien.
Seit dem Zerfall der Sowjetunion vergrößert die Türkei ihren kulturellen Einfluss in der Region, indem sie Studenten Stipendien anbietet, Konsulate eröffnet, investiert, Filme verleiht und den Satellitensender Avrasia finanziert, der in ganz Eurasien empfangen wird.

Die Länder der Kaukasusregion
Die Türkei ist ständig der instabilen Lage in ihren Nachbarländern ausgesetzt. In der Kaukasusregion gilt das für Georgien und Bergkarabach.

Die Spannungen mit der arabisch-muslimischen Welt
Die Türkei streitet sich mit Syrien um den ehemaligen Sandschak Alexandrette und um die Wassermenge des Euphrat. Der Irak wirft der Türkei ebenfalls vor, dem Euphrat zu viel Wasser zu entnehmen.
Das Kurdengebiet erstreckt sich über Teile Syriens, des Irak, der Türkei und des Iran und ist ein beliebter Vorwand, einander immer wieder etwas vorzuwerfen.
Deshalb darf man sich Gedanken darüber machen, ob die EU direkt an einen Teil des Nahen Ostens und Zentralasiens grenzen sollte.

Der Grenzkonflikt mit Griechenland
Die griechisch-türkischen Beziehungen haben sich zwar verbessert, seit beide Länder 1999 von schweren Erdbeben heimgesucht wurden. Aber im Streit um die Grenze im Ägäischen Meer haben sie sich bisher immer noch nicht einigen können, obwohl beide Länder der Nato angehören.

Das Problem Zypern
Die Türkei hat die Republik Zypern immer noch nicht anerkannt. Die Insel ist seit 1974 zweigeteilt, seit die türkische Armee den Norden der Insel besetzt hält. Und nachdem Zypern 2004 der EU beigetreten ist, dürfte man von einem beitrittswilligen Land verlangen, alle anderen Mitgliedstaaten anzuerkennen.

Voraussichtliche Spannungen in der Agrarpolitik
Der EU-Haushalt, vor allem die Gemeinsame Agrarpolitik, könnte im Fall eines Beitritts der Türkei ins Wanken geraten. Durchschnittlich 10 % der Erwerbspersonen sind in den EU-Ländern in der Landwirtschaft beschäftigt, in der Türkei sind es 29 %.

Die Spannungen zwischen Türken und Arabern
Das Zögern der EU-Bürger, vor allem in Frankreich und Deutschland, beruht auch auf der Tatsache, dass die Türkei bald der bevölkerungsreichste Mitgliedstaat wäre, und zwar mit einer mehrheitlich muslimischen Bevölkerung. Die Aufnahme der Türkei wäre aber keine Garantie für eine Verbesserung der Beziehungen zu den arabischen Ländern, da u. a. seit der Herrschaft der Osmanen und in jüngerer Zeit seit dem Bündnis der Türkei mit den USA und Israel zwischen Arabern und Türken zahlreiche Spannungen bestehen.
SCHLUSSFOLGERUNG
Und dann ist da natürlich noch das Problem der Menschenrechte. Bei den Kopenhagener Kriterien geht es nicht um die Schaffung eines großen Marktes und den freien Verkehr von Waren und Personen; nein, sie fordern die Wahrung der Menschenrechte ein. In der Türkei betrifft das die Rechte der Kurden, den Schutz von Minderheiten, die Rechte der Frauen, die Anerkennung seitens der Türkei ihrer direkten Verantwortung für den Völkermord an den Armeniern. Nun wirkt die Perspektive eines EU-Beitritts oft stimulierend: Das Parlament in Ankara hat die Todesstrafe abgeschafft und das Strafgesetz reformiert. Auch die kurdische Sprache ist inzwischen erlaubt. Aber noch ist längst nicht alles im Lot. Der Beginn von Beitrittsverhandlungen mit der Türkei ist keine Garantie dafür, dass diese in 10 oder 15 Jahren der EU beitreten wird. Die Entscheidung für einen EU-Beitritt der Türkei ist noch nicht gefallen, aber man hat sich wohl bereits dafür entschieden, was die EU sein bzw. nicht mehr sein sollte. So weit zu den Argumenten für und gegen einen EU-Beitritt der Türkei. Nun müssen wir uns entscheiden.