Durch die Medien aufgepauscht, durch Fantasien und Falschvorstellungen ist der Bär bei den Zivilisten als Schmusebär angekommen und auch so verkauft worden, der nur verwirrt ist und aus purem Hunger hier und da einige Schafe usw gerissen hat und von der bösen Landesregierung gejagt und gehetzt wurde. Man gab ihm einen Spitznamen, um ihn zu personifizieren, ihm so mehr Gewicht zu verleihen, ihn besser in den Medien verkaufen zu können, verkaufte T-Shirts mit seinem Namen drauf, berichtete ellenlang über seine Wanderung und über sein Glück, wie er immer wieder entkam.
Worüber aber keiner berichtet ist, dass der Mensch heute in Deutschland absolut keine Vorstellung mehr davon hat, was Natur ist, was Natur bedeutet, was das für Gefahren sein können. Der Bär war der Eindringling in das Gebiet des Menschen. Dies war und ist immer das Thema gewesen. Nicht, dass der Mensch nicht mehr weiß wie man mit freilebenden Bären umgehen soll und leben kann und soll.
Ihn aber zum Abschuß freigeben ist auch so eine Sache für sich. Zum einen hat er immer mehr die Angst oder den Respekt vor den Menschen verloren, ist in bewohnte Gebiete eingedrungen. Das in immer kürzeren Abständen. Da kann es dann passieren, dass jemand morgens aus seinem Haus geht, in die Garage zu seinem Auto geht, den Bären dabei weckt und erschreckt, er sich bedroht fühlt und den Menschen angreift. Wäre soetwas passiert wäre der Aufschrei noch größer in den Medien, aber anders gestaltet. Die Landesregierung hätte auf hohe Summen verklagt werden können. Wegen zugelassener fahrlässiger Tötung, da sie den Bären, wobei ja bekannt war, dass er keine Angst mehr vor Menschen hat, vorher hätte neutralisieren können statt Hundespielchen zu treiben.
Aus der Sicht des Bären ist es ein trauriges Ende. Mißverstanden von den Menschen, offenbar verwirrt, mit einer grossen Neugierde und Mut ausgestattet schaffte er Rekordstrecken. Was ist das für eine Welt, wo wir der Natur schon derart vorschreiben was für Tiere bei uns leben dürfen und welche nicht wobei der Bär bis vor knapp 100 Jahren bei uns heimisch war?
Dass man gleich zur Kugel griff statt zur Betäubung (oder dieses auch nur versuchte) hatte wohl auch den Grund, dass kein Betäubungsgewehr mit entsprechendem Mittel direkt vor Ort war, die Narkose nur wenige Stunden angehalten hätte und in dem schweren Gelände der Abtransport sich sehr schwer gestaltet hätte bzw ohne grossen Aufwand (= teurer Aufwand) nicht abgelaufen wäre. Wohin hätte man diesen Bären gebracht? Zurück nach Italien, dass er dort weiterhin Schafe reißt? Die Italiener wären sicher sehr dankbar. In den Zoo, wie es viele gefordert hatten? Der wäre dort sicher mit der Zeit eingegangen, da er ja in den letzten Tagen bewiesen hat, was er für Strecken laufen kann ohne grossen Aufwand und wohl auch möchte. Im Zoo kann er nicht ständig im Kreis rennen, um so seine Kilometer runterzulaufen. Auch wäre es nicht artgerecht einen in der freien Wildbahn geborenen Bären einzufangen und in einem Zoo neugierigen Menschen zu präsentieren. Ein Zoo hätte sich sicher gefunden, wo doch der Bär so bekannt geworden ist. Der hätte gute Einnahmen gebracht...
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Verdammt, wurde aber auch Zeit.
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