Thema: Religion
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Alt 06-12-2007, 21:32
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Zitat von Ejup Bayrami Beitrag anzeigen
Das Johannesevangelium ist in seiner theologischen Entwicklung bereits sehr weit. Das beginnt ja bereits im ersten Kapitel mit dem Logos der bereits vor aller Zeit bei Gott war und Gott ist (Präexistenz).
Da stimme ich dir zu, doch Fundamentalchristen tun sich in der Regel schon schwer mit der Differenzierung in synoptische Evangelien und im Gegenzug dazu dem Johannesevangelium.
Und auch wenn man diesen Sachverhalt anbringt, der ja nun nicht von der Hand zu weisen ist, steht für sie immer noch der Grundsatz: „Alle Sprache ist von Gott eingegeben und damit gleich zu bewerten“. Das Vertrauen darin, dass der Heilige Geist die Bibel komplett fehlerfrei eingegeben hat, und somit Widersprüche nur scheinbar vorhanden sind und wegerklärt werden können, so wir die Intelligenz und den Horizont dazu besitzen ist ein schlagkräftiges Argument innerhalb der fundamentalchristlichen Szene. Ich würde es zu den typischen Immunisierungsargumenten zählen, die jede Ideologie irgendwo besitzt.
Man stößt also mit dem Wort „theologische Entwicklung“ bei den Fundamentalchristen in der Regel auf Granit, zumindest in der Öffentlichkeit. Was so unter dem Tisch, heimlich im stillen Kämmerlein- unter Furcht und Zittern- gelesen und gedacht wird, steht natürlich auf einem ganz anderen Blatt.
Zitat:
Zitat von Ejup Bayrami Beitrag anzeigen
Ich würde aber nicht daraus schließen, dass Jesus, zumindest in der Rolle des Christus, der nach der Parusie (Wiederkunft) die Menschen vom Tode auferweckt, nicht weiß, wer gerettet werden wird und wer nicht. Z. B. sagt 2Tim 4,1 aus, dass Jesus der Richter am Ende der Zeiten sein wird und dass Jesus die Vollmacht Gottes schon zu Lebzeiten besitzt, macht das Lukasevangelium (Luk 23,43) deutlich, wenn Jesus dem gemeinsam mit ihm gekreuzigten Verbrecher das Himmelreich verspricht.
Das Beispiel in Luk 23,43 ist gut- hier wird deutlich, dass Jesus, zumindest kurz vor seinem Tod Erkenntnis darüber besaß, wer in dem Himmel kommt- zumindest bei diesem einen Fall.
Doch in seinem ganzen Erdenleben hat Jesus sich ganz klar dem Willen des Vaters in jeglicher Hinsicht untergeordnet, sogar behauptet, er könne ohne ihn nichts tun und er täte nur die Dinge, die er seinen Vater im Himmel tun sieht. (Vgl. Joh 8,26-28 ). Inwiefern er da in allen Dingen informiert war, geht meines Erachtens aus der Bibel nicht deutlich hervor.
Trotz Wesensgleichheit finden wir in Markus 13,32 ganz klar, dass Jesus eben nicht alles weiß und bestimmte Dinge dem Vater vorenthalten sind, wie beispielsweise hier den Zeitpunkt der Endzeit.
Zitat:
Zitat von Ejup Bayrami Beitrag anzeigen
Wie kann ein Mensch es sich anmaßen, über andere Menschen zu urteilen? Und dann noch eine Entscheidung zu fällen, die allein Gottes Entscheidung ist, grenzt beinahe schon an Gotteslästerung. Aber die fundamentalen Christen sehen das eben anders und sie sehen vor allen Dingen diesen Konflikt nicht. Wahrscheinlich wären sie beleidigt, wenn man ihnen das vorwerfen würde. Ich tue mich sehr schwer damit, das nachvollziehen zu können, aber es ist ja nun einmal so.
Die meißten werden gar nicht beleidigt, sondern hochaggressiv. Das ist etwas, was ich sehr oft beobachtet habe, aber leide nicht erklärt bekomme. Das kann ruckzuck von einer Sekunde auf die andere gehen- merke man es vorsichtig an oder aus heiterem Himmel. Ich habe meine Techniken- genau bei dem Satz, den du hier anführtest-ein wenig variiert- um eben an den Punkt der Gotteslästerung zu kommen- mal sanft und ruhig und langsam, die Menschen mit in die Gedankengänge genommen, mal klar heraus- als Herausforderung gesagt.
Ich hab schon den Eindruck, dass es mit dem geistlichen Horizont zusammenhängt- denn es gab schon Menschen, die das durchaus verstanden haben- die meisten haben es dann „unter den Tisch“ gekehrt , „weggewischt“, „nicht drüber reden“, da merke ich dann ja zumindest, dass sie die Argumentation verstanden haben- aber generell erntet man Aggressivität.
Ich denke, dass man damit den Menschen den Boden unter den Füßen wegreißt, da das ganze Glaubensgebäude schließlich zu bröckeln beginnt- sich dann eine enorme Angst breit macht, der durch Aggression begegnet wird. (um dem eigenen Gefühlschaos Herr zu werden, vielleicht?)
Zusätzlich wird es –logischerweise- als Angriff gedeutet. Immerhin ist „Gotteslästerung“ für einen Fundamentalchristen, der unglaublich Angst hat, durch seine Taten/Untaten bedingt nicht in den Himmel zu kommen, ein schwerer Vorwurf. Das Werk der Gnade Jesu Christi wurde demzufolge auch nicht vollständig erfasst, würde ich sagen. Aber das hängt auch damit zusammen, dass die eigenen Entscheidung im und um das Glaubensleben herum eine große Betonung erfährt.
Zitat:
Zitat von Ejup Bayrami Beitrag anzeigen
Dieses Bedürfnis, die Welt verstehen zu wollen ist aber eher unzureichend zu befriedigen. Kein Philosoph hat es geschafft, die Welt vollständig zu erklären und es ist ja auch utopisch anzunehmen, dass die Naturwissenschaften einmal alles erklären können.
Das sehe ich auch so, aber generell sieht das gar nicht jeder Naturwissenschaftler so. Und hier wird es wieder spannend, weil es eben auch andere fundamentale Bewegungen gibt, die gar nicht religiösen Ursprungs sind. Beispielsweise bedient sich der fundamentale Atheismus, der meiner Meinung nach eine Überbetonung der Vernunft aufweist sich sehr gerne der Naturwissenschaft und ihrer Ergebnisse und hier herrschen auch ganz klare Bestrebungen die Welt nicht nur ohne Gott zu erklären sondern deren Ursprung und Sinn vollständig aus den Erkenntnissen der Naturwissenschaften abzuleiten. Auch wenn Bücher von Verfechtern dieser Szene, wie Richard Dawkins „Das egoistische Gen“ auf den ersten Blick in sich schlüssig erscheinen und nahezu alle „geistlichen Argumente“ auszuhebeln scheinen (Die MEM- Theorie der Informationsweitergabe ist sehr lesenswert), bleiben am Ende immer noch Fragen offen, die durch die Naturwissenschaft nicht zu erklären sind- aber auch hier, wie in anderen fundamentalen Richtungen keine Beachtung finden. Da sind wir wieder bei dem selektieren, „unter den Tisch kehren“, wenn auch in diesem Fall auf einen hohen intelektuellen Niveau.
Ich kann also auch hier erkennen, dass lediglich ein Schema abgearbeitet wird.
Zitat:
Zitat von Ejup Bayrami Beitrag anzeigen
Wir können uns einmal zurück besinnen auf die Zeit des Dritten Reichs:
Die in Deutschland lebenden Juden waren allesamt Deutsche, die sich lediglich durch ihre praktizierte Religion von anderen Deutschen unterschieden. Sie waren vollkommen integriert, man nahm sie gar nicht als Fremde wahr. Es fand dann ein Umdenken statt, vorangetrieben durch die Nationalsozialisten. Man wurde sich bewusst, dass diese Menschen anders waren. Man nahm sie als „anders“ wahr. Und plötzlich wurden sie fremd und etwas das fremd ist, wird häufig zur Gefahr.
Ich sehe das ein wenig anders. Latenter Judenhass war auf jeden Fall in der Zeit des Nationalsozialismus noch vorhanden- wenn nicht sogar offener Judenhass. Die Juden waren nie vollständig integriert, würde ich sagen.
Lange Zeit im Mittelalter galten sie als „unrein“, weil sie „den Herrn ans Kreuz geschlagen hatten“, zur Zeit des Mittelalters hatte ein guter Christenmensch nichts mit Geldgeschäften, wie Leihen und Wechseln zu tun- lediglich die Juden durften/konnten das, als „Unreine“.
Gerade im Mittelalter gab es eine extreme antijüdische Politik. Juden wurden zwangsbekehrt, zwangsgetauft und dämonisiert.
Nach der französischen Revolution kam zwar eine kurz aufflackerndes judenfreundliches Denken (grad bei den Intellektuellen) kurz zum Zuge, im Bürgertum aber kochte der Judenhass die ganze Zeit über weiter.
Im Kaiserreich ( 18. Jahrhundert) dann hier bei uns gab es dahingehend sogar antijüdische Programme.
Ich würde sagen, dass der Judenhass im Nationalsozialismus lediglich „mal wieder „aufgeblüht“ war- und dann allerdings konsequent und analytisch mit den modernsten Methoden „abgearbeitet“ wurde.
So plötzlich, wie du es daher schilderst, war es demzufolge gar nicht. Salopp gesagt rappelte es –in Bezug auf Antisemitismus- immer Mal wieder das letzte Jahrtausend über im Karton.
Zitat:
Zitat von Ejup Bayrami Beitrag anzeigen
In den Augen der fundamentalen Christen wäre es ja tatsächlich gut und richtig, wenn alle andersgläubigen Menschen „ausgerottet“ wären. Dann gäbe es nur noch den einen Glauben und alle Menschen wären „erlöst“. Das würde natürlich so niemand zugeben und davon würde sich jeder Christ distanzieren. Deshalb tröstet man sich darüber hinweg, dass „die anderen“ alle in die Hölle kommen.
Na-ganz so niedrig denkt wohl nicht jeder Vertreter der Fundamentalchristen. Die meisten- zumindest hier in Deutschland- haben ein ganz anderes Problem. Zur Zeit wird in deren Kreisen intensiv diskutiert, ob es nicht Sünde wäre, den Menschen nicht die Wahrheit zu sagen, und man sich damit selbst sozusagen auf dünnem Eis begibt, wenn man sie nicht klar und deutlich damit konfrontiert, und sein eigenes Seelenheil damit verbüßen kann. Zusätzlich wird diskutiert, ob Toleranz Sünde sei. Ein Schlagwort dazu: „Die neue Toleranz“- interessantes Buch. Ich sage das übrigens nicht ohne Sorge, denn vor dem fundamentalen Islam habe ich weniger Angst, der ist (noch) nicht subtil genug, um eine Gesellschaft wie unsere zu infiltrieren.

Soweit erst mal für heute. Hab noch ein paar Aspekte, aber die kommen morgen.......Muss erstmal Luft holen

Geändert von Rejana (06-12-2007 um 21:43 Uhr).