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Zitat von Ejup Bayrami
Du darfst das aber auch nicht so verstehen, dass diese Form der Identitätsstiftung bewusst abläuft. Durch das Abgrenzen von anderen finde ich ja wieder zu Personen, die genauso denken wie ich und dann fühle ich mich in dieser Gemeinschaft wieder wohl
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Das heißt, es findet eine pausenlose positive Bestätigung des eigenen Gedankengutes statt, was natürlich an sich typisch für Gruppenbildung ist.
Da sind die Fundamentalchristen ja nichts neues- sondern reihen sich gut ein.
Natürlich läuft das unterbewusst ab-das weiß ich wohl- nur, nun ich denke eben, ein paar der Handlungen die wir am Tag so tun sollten wir auch hinterfragen, aber da schlägt wohl wieder mein kritischer Geist zu. Aber wie gesagt, Fundamentalchristen können durchaus kritisch denken und auch reflektieren- wenn es ihre eigen Thesen dienlich ist.
Um es salopp zu sagen: Sie befinden sich nicht auf der ewigen Suche nach der Wahrheit-warum auch, sie glauben schließlich, sie haben sie schon gefunden
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Zitat von Ejup Bayrami
Und dass Paulus sein Leben für den Glauben ließ ist ja auch unbestritten, deshalb sind die Konflikte mit der „alles verschlingenden Übermacht“ gar nicht weit hergeholt.
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Hm-ich verstehe immer noch nicht genau, was du nun mit der alles verschlingenden Übermacht meinst. Wenn du die Briefe von Paulus anführst, dann meine ich aber, das es da ja meist schon um Konflikte innerhalb unserer jungen christlichen Religion ging- da Paulus ja auch selbst einige Auseinandersetzungen mit Petrus hatte, der mit Paulus in vielen punkten nicht konform lief, gerade was die Bekehrung/Erlösung der Heiden anging und damit auch die Rolle des Messias- der nach Petrus ausschließlich für die Erlösung des auserwählten Volkes sein Leben ließ.
Also gabs wohl damals das, was es immer gibt bei der Bildung einer neuen Weltansicht: Alle finden es außerhalb komisch und innerhalb findet irgendwann auch Spaltung statt.
Das erklärt für mich aber nicht die „alles verschlingende Übermacht“ - vor dem sich nun explizit die Christen sehen sollen.
Andere Glaubensrichtungen/Weltanschauungen haben durchaus das selbe Problem, lösen dies aber nicht, indem sie radikal werden und sich negativ abgrenzen.
Das ist schon eine Eigenart einer missionierenden Religion, wie beispielsweise dem Christentum.
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Zitat von Ejup Bayrami
Ich bin vor einiger Zeit bei einer baptistischen Hochzeit gewesen. Ich fand es ganz befremdlich, wie sehr das Ehepaar gelobt wurde, weil es bislang noch nicht miteinander geschlafen hatte.
Ich fand das wirklich extrem. Weniger die Tatsache, dass sie vor der Ehe keinen Geschlechtsverkehr hatten, denn das kann jeder für sich entscheiden und ich maße es mir nicht an da jemandem etwas nahezulegen, geschweige denn vorzuschreiben. Aber die Tatsache, dass da alle informiert waren und ich jetzt auch bin, obwohl ich das überhaupt nicht wissen wollte, fand ich sehr befremdlich. Ich habe da wirklich nur gedacht, was geht mich und alle anderen die da sitzen das an, was die beiden in ihrer Freizeit machen, oder besser nicht machen.
Es sollte natürlich als tolles Beispiel herhalten, aber ich fand das echt nicht gut.
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Ja, hier siehst du deutlich die ganz andere Denke der Fundis (obwohl Baptisten da ja noch nicht ganz so extrem sind). Während du die Grenzen siehst und es sogar als unangenehm empfindest über Dinge informiert zu sein, die in die Privatsphäre anderer hineingehen, findet in den fundamentalchristlichen Kreisen schon eine Art Kontrolle statt, indem eben solche Dinge selbstverständlich besprochen, durchgekaut und auch bewertet werden.
Das geht n die gesamte Lebensgestaltung hinein, die auch von aufmerksamen Geschwisterchen durchaus begutachtet wird- und sollte etwas „bei dem Nächsten“ nicht stimmen zur Not auch dem Pastor zugetragen wird. Man muss ja aufeinander aufpassen- so als „echte Geschwister im Herrn“.
Solche Kontrolle geht übrigens auch in die Gedanken und die Gefühlswelt hinein - sie macht nicht halt vor der Frage der jungfräulichen (und männlichen) Trauung.
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Zitat von Ejup Bayrami
Diese extreme Fixierung auf Jesus Christus, dessen Name so viel häufiger erwähnt wird, als Gott. Und diese starke Sehnsucht nach dem Reich Gottes. So hat Jesus in der Bibel nicht gesprochen... .
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Ich verwende dafür- sehr provokant gesprochen- den Begriff „Kuschel-Jesus“. Im Grunde genommen ist diese Form der Religion meines Erachtens nach auch nichts weiter als ein Hobby und Jesus nichts weiter als eine Form von Idol, dessen Platz in anderen Kreisen vielleicht Robbie Williams oder wer auch immer einnehmen würde.
Mit „Kuschel-Jesus“ fährt man halt überall hin, spricht mit ihm überall, betet ihn an, singt ihm Lieder, und er antwortet auch immer so, dass es ins eigenen Weltbild hineinpasst. Eigentlich kann ich das gut respektieren, aber eine Seite zeig ich Dir noch mal, da hab selbst ich gedacht: „Nun hörts aber auf..:“
http://www.jesuschick.de/ - Nähen mit Jesus.

Wie du siehst, diese Form von Religionsausübung kann doch sehr groteske Formen annehmen.
PS: Das ist ne lange Geschichte, die schwer auf einen Punkt zu bringen ist. Ich bin gläubig- wie unschwer aus meinen Beiträgen zu lesen ist- und irgendwie hab ich ne hohe Affinität zum christlichen Glauben und hab mich darum lange Zeit damit beschäftigt- und kanns irgendwie halt nicht lassen

Naja, du hast Dir dein Studium ja nun auch selbst ausgesucht, als ganz unfreiwillig wars bei Dir wohl nicht? Wieso studiertst du katholische Religionslehre?