Es ist zum Heulen und ich weine wahrhaftig darüber.
Ich stehe an der Strasse, sehe Eltern mit ihren Kindern. Ein Kindergarten, kurz vor 16.00. Sehe Kinder, deren Augen nicht lachen, wenn sie ihre Eltern erblicken. Sehe einen Jungen, der im vorbeilaufen einen anderen schubst und etwas sagt, das ich nicht hören kann... der andere Junge fängt an zu weinen, seine Mutter unterhält sich weiter mit einer anderen. Der Vater des schubsenden Jungens ruft mit barscher Stimme: "Auf! Ins Auto, die Mamma wartet" Ich schaue ihn mir an... er hat nur Augen für eine Frau, die anscheinend auch auf ihr Kind wartet.
Als der kleine eingestiegen ist, fährt der Mann mit einem Kavalierstart an...
Die Mutter des weinenden Jungens hat anscheinend ihren Tratsch beendet. Dreht sich zu ihrem Weinenden Sohn um.. "Ohh, was heulst du denn schon wieder? Ist denn nie Ruhe mit dir?" und zerrt ihn am Arm zum Auto.
Während ich darauf warte, dass meine Tochter aus dem Kindergarten kommt, schaut mir ein Mädchen direkt in die Augen... und mir friert das Herz ein.
Diese Augen, vielleicht 4 Jahre jung... sehen wie die einer erwachsenen Frau aus. Ernst. Bedrückt. Freudlos.
Ein anderes Kind kommt dazu, albert herum, plappert Kindersachen... das Mädchen lächelt.. mit dem Gesicht, nicht mit den Augen. Auch als die Mutter dieses Mädchens erscheint, lacht nur das Gesicht.
Eine Frau, zierlich, fast abgezehrt nimmt einen Jungen an die Hand und verabschiedet sich von den anderen Mammas... der Junge sagt:" Ich will aber noch hierbleiben".. die Mamma sagt:" Du bist ja morgen wieder hier"... "Ich will nicht nach Hause!"...
Ich hatte den Eindruck, diese Frau wollte auch nicht wirklich nach "Hause"...
Anderntags bringe ich meine Tochter wieder hin... und sehe diese Mamma mit verweinten roten Augen... und den Jungen, mit geschwollener Wange und blass. So lebhaft er vortags war, so ruhig ging er ohne Verabschiedung von der Mamma Richtung Kindergarten.. einen großen Bogen um mich machend, mich nicht aus den Augen lassend.
Es sind nicht die Spiele, oder die Medien, die aus Kindern Amokläufern machen... es sind wir Erwachsene, wir Eltern.
Es sind diejenigen von uns, die vergessen, dass unsere Kinder unser ein und alles sind. Dass kinder zum lachen und freuen geboren wurden..
Ich sehe so oft, dass Kinder ohne feste Regeln, ohne Sinn für Konsequenz des eigenen Tun´s, und vor allem: ohne Vertrauen zu den Eltern aufwachsen... und ohne das umfassende Gefühl für Liebe, von den Eltern zum Kind.
Ich sehe Kinder, die als Statussymbol herhalten müssen, als Ventil für die eigenen Ängste und Frustrationen... Kinder, die nur angenehm, aber keine Kinder sein dürfen. Ich sehe Eltern, die nach einem arbeitsreichen Tag ihre Kinder nicht als Segen, sondern als Belastung empfinden.
Kinder, die von klein auf das Prinzip der Leistungsgesellschaft lernen.. die zu Jugendlichen heranwachsen, ohne Selbstwertgefühl, ohne Selbstvertrauen, ohne Selbstverständlichkeit sich selbst gegenüber.
Ich sehe Erwachsene um mich herum, die schon lange vergessen haben, dass auch sie einmal Kinder waren. Die vergessen wollten, dass sie eine Kindheit hatten.
Alles das, was so gerne als "kinderschädlich" hochgehalten und lautstark angeprangert wird.. ist wie das Fallen des Regens.. nicht der Regen selbst.. und auch nicht der Grund für das Regnen.
Es ist so unendlich viel, was eine Kinderseele so vernichten kann.. und es beginnt mit dem Moment, an dem dieses Kind gezeugt wird.. mit den Eltern.
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Danke Junker:
Zitat:
Die grösste freilaufende Irrenanstalt
in die man eingewiesen wird auf Ratschlag der eigenen Insassen
und aus der man nicht mehr raus darf.
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