
06-08-2002, 07:59
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So, ich poste mal wieder, was dazu in der Zeitung steht. Diesmal ein blütenreiner Verriss:
Zitat:
Fetzen fliegen
Eine Autorin im Counterstrike: "Erschießt alle!" (ZDF)
Wer zuvor noch nie von dem Computerspiel Counterstrike gehört hatte, dessen Urteil stand seit der Bluttat von Erfurt fest: Der virtuelle Terrorkampf, dem sich auch der Mordschütze Robert Steinhäuser gewidmet haben soll, hat eine Generation pubertärer Attentäter hervorgebracht, die jederzeit die digitale Waffe gegen eine echte eintauschen kann. In seiner ARD-Dokumentation "Kriegsspiele" zeigte Marcus Vetter am letzten Dienstag ein anderes Bild: Bei den Counterstrike-Spielern, die der Filmemacher über Monate begleitet hatte, handelte es sich ausnahmslos um freundliche, erstaunlich reif wirkende Jugendliche, denen es nicht aufs Töten, sondern vor allem auf den Teamgeist ankam.
Eine Woche nach der ARD präsentiert nun das ZDF einen Counterstrike-Film: "Erschießt alle!" lautet der reißerische Titel von Francesca D'Amicis Stück, das in der Reihe "37 Grad" läuft. Auch der Untertitel ist klar: "Die seltsame Welt der Computer-Krieger". Und seltsam ist es ja in der Tat, wenn sich 2500 junge Menschen in einer Halle in Göttingen treffen, um einen drei Tage währenden Counterstrike-Wettkampf auszutragen. Tauschen möchte der Zuschauer wahrlich nicht mit ihnen; kann sich aber durchaus vorstellen, daß sie bei ihrem Treiben Spaß haben. Wie ja auch Menschen bei der Love Parade, beim Ironman oder auf Mallorca Spaß haben können.
Spaß aber versteht Francesca D'Amicis nicht. Sie scheint mit dem Willen angereist, in Göttingen die direkte Spur nach Erfurt zu finden. Doch während ihr ARD-Kollege Vetter die Protagonisten seiner Langzeitstudie nicht nur als Spieler, sondern auch in anderen Situationen zeigte, hält die ZDF-Autorin ihre Gesprächspartner so flach wie ihre Computer-Bildschirme: Sie inszeniert eine Freakshow mit kuriosen Gestalten, die ein beeindruckendes Spezialwissen über Waffen offenbaren. Allerdings erst, nachdem die Autorin immer wieder suggestiv gefragt hat. Den Einwand der Spieler, hier werde nur ein virtueller und kein echter Krieg geführt, läßt sie nicht gelten: Schließlich seien die Waffen "so gut abgebildet", daß sie "eigentlich realistisch" seien.
Offensichtlich war der Beobachtungszeitraum von drei Tagen nicht ausreichend für Francesca D'Amicis, um all die verräterischen Kommentare einzufangen. So muß sie selbst für das martialische Vokabular sorgen und läßt "die Fetzen fliegen". Wenigstens am Ende tut ein Counterstrike-Spieler ihr den Gefallen und bekennt, es mache ihm Spaß, mit einer Waffe herumzulaufen und "rumzuballern". Eine Steilvorlage für Michael Steinbrecher, der im Anschluß an die Reportage mit Experten diskutiert. Er hätte sonst herzlich wenig Stoff. Diskussionswürdig scheint freilich auch der Niedergang der einst renommierten ZDF-Reihe "37 Grad".
JÖRG THOMANN
Heute um 22.15 Uhr im ZDF.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.08.2002, Nr. 180 / Seite 38
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So. Und nun soll nochmal einer was gegen "meine" FAZ sagen...
Zumindest wissen wir jetzt, dass von der Sendung nicht viel zu erwarten ist.
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Also sowelche Politiker sollte man ihr Amt abnehmen!
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