Ohne mal alles vorher gelesen zu haben, möchte ich mal auch meinen Senf dazu geben, nachdem ich mich relativ intensiv mit nationaler und internationaler Verteidigungspolitik beschäftige:
Warum alle nur ans Öl denken wundert mich sehr ... schon mal daran gedacht, daß es um ganz andere Interessen geht?
Saddam plant ja noch immer einen "arabischen Staat" mit Bagdad als Hauptstadt. Seht euch mal irgendeine Pressekonferenz vom "religiösen Führer" Saddam an, und beachtet insbesondere die Karte im Hintergrund (die Grenzen sind nicht ident mit dem Irak

).
Was für die Amis wesentlich wichtiger ist als Öl ist, so glaube ich, endlich Einfluß auf die arabische Welt zu haben, indem man im Irak ein den Amis positiv gesinntes Regime einsetzt. Jetzt kommt die Frage: warum nicht schon im ersten (oder 2ten, wie man das sehen will) Golfkrieg? Das ist relativ einfach: weil man da nicht soweit war, und Angst vor einem Machtvakuum im arabischen Raum hatte.
Was auch wichtig ist:
Ein Regime wie das im Irak würde den Einsatz von WMD nicht scheuen, ganz im Gegenteil - sie haben es ja bereits bewiesen. Das ist ein Unterschied zu Korea (dort gibt es übrigens auch haufenweise Bodenschätze, nicht nur Öl ist wichtig). Korea hat keine Tendenzen sein Staatsgebiet zu erweitern, der Irak hingegen plant das sogar offiziell.
Beim Irak ist sogar bewiesen, daß er sogar WMD besessen hat, wer glaubt, daß sie nicht mehr existieren ist ein Träumer.
Das bringt mich auch zu einem Problem der UN-Inspektoren: man kann nur Objekte untersuchen, die man bereits kennt. Wenn in einem Bunker unterhalb der Wüste ein Forschungslabor liegt (oder unterhalb eines Palastes, in Wohngebiet, etc) kann man den einfach nicht finden. Wobei ich persönlich weniger Angst vor einem Einsatz von A-Waffen habe, da sind B- und C-Waffen wesentlich einfacher und billiger herzustellen. Wir hier können uns glücklich schätzen, daß wir außerhalb der Reichweite irakischer Trägersysteme befinden, allerdings bedeutet das nicht, daß wir außer Gefahr sind. Bei einem Regime wie im Irak kann man sich nie sicher sein.
Weiters an alle, die pauschal die USA verurteilen:
Nein, ich mag sie auch nicht - besonders mit Regierung Bush. Aber wer sonst "spielt" sonst Weltpolizei? Wer hat schon öfter geholfen Konflikte zu beseitigen - auch uns? Erinnert euch:
WW I
WW II - ich möchte nicht wissen, was ohne Kriegseintritt der US passiert wäre ...
Kalter Krieg (!) - wenn die US nicht gewesen wäre, könnt ihr euch sicher sein, daß wir heute alle russisch könnten, um es mal sanft auszudrücken
usw.
Nicht zu vergessen etwas, das uns direkt betroffen hat: Der Konflikt im ehemaligen Jugoslawien. Und ihr könnt euch sicher sein, wenn die Amis damals nicht eingegriffen hätten, würde es jetzt anders aussehen. Abgesehen davon, daß ohne KFOR (von der die Amis keinen geringen Teil stellen) da unten wieder die Hölle los wäre.
Was ich nicht okay finde, ist dieses Übertreiben der Regierung Bush. Dieser Alleingang.
Wozu hat man die UN als Instrument einer Staatengemeinschaft, wenn die Entscheidungen ohne sie getroffen werden bzw ihre Entscheidungen ignoriert werden. Wobei man auch sagen muß, daß es in letzter Zeit besser zu werden scheint. Irgendwie scheint die Regierung Bush zu merken, daß ihnen langsam die Verbündeten abhanden kommen (sogar der loyalste Verbündete - das UK).
Zum Abschluß:
Natürlich wollen die USA auch ihre eigenen Interessen vertreten - wer würde das nicht? Natürlich geht es auch ums Öl - aber das ist sicher nicht der wichtigste Grund.
Ich persönlich würde gern ein militärisch vereintes und starkes Europa sehen. Es kann nicht sein, daß Europa nicht einmal einen kleinen bis mittelgroßen Konflikt ohne Hilfe der USA zu lösen kann (-> vgl. ehemaliges Jugoslawien). Abgesehen davon würde ein militärisch starkes Europa auch internationales Durchsetzungsvermögen zeigen und könnte international auch seine Interessen vertreten. Egal, was man euch einreden will: ohne militärische Stärke geht das nicht!
Doc
2. Jägerkompanie / Jägerbataillon 6