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Alt 20-02-2003, 00:52
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Erzputzer

 
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OL Nick: Ihabdi
Ich hab mich mal eben umgesehen und ich denke das wird dir weiterhelfen!

Das "Memento mori" (Gedenke des Todes) bedeutet Vorbereitung auf den Tod und zugleich Mahnung, ein tugendhaftes und frommes Leben zu führen, um jederzeit für das Sterben vorbereitet zu sein. Um 1600 wurde mit den "Brüdern des Todes" ein Orden gegründet, der sich das memento mori sogar zum Programm erhob. Die Ordenmitglieder begrüßten sich mit diesen Worten, um sich so beständig die Vergänglichkeit des irdischen Lebens vor Augen zu halten, und als stumme Mahnung trugen sie ein schwarzes Skapulier, auf dem ein Totenkopf angebracht war. Die Sorge um den eigenen Tod, das Seelenheil und die Fürbitte für die Verstorbenen bildeten für viele Menschen einen wichtigen Anreiz, einer der zahlreichen religiösen Bruderschaften beizutreten. Sie bereiteten auf einen guten Tod und eine selige Sterbestunde vor und halfen den verstorbenen Mitgliedern auch über den Tod hinaus durch Gebet, das letzte Geleit, gute Werke und Jahrtagsfeiern. Aus der Oberpfalz ist u.a. die "Bruderschaft zur Erlangung eines guten Todes" in Ebermannsdorf bekannt.


Ein wichtiges Medium für die Verbreitung der Idee von der Kunst des Sterbens (ars moriendi) aber waren die Malerei und insbesondere die Graphik. Die mittelalterlichen "Artes moriendi", auch "Artes bene moriendi" oder kurz Sterbebüchlein genannt, dienten als Sterbeanleitung und wiesen dem Menschen in der Entscheidung zwischen Gut und Böse den rechten Weg. Entstanden waren diese zunächst handschriftlichen, später auch bebilderten Anweisungen als Folge der Pest, der in Europa zwischen 1347 und dem Ende des 15. Jahrhunderts unzählige Menschen zum Opfer fielen. Der Tod war stets präsent, durch Bilder ebenso wie durch Predigten. Als älteste Darstellungen der ars moriendi gelten die um 1450 entstandenen Kupferstiche des Meisters ES: Eine Folge von fünf Bildpaaren zeigt in dramatischer Steigerung die Kämpfe des Himmels und der Hölle um die Seele eines Sterbenden und klingt in einem elften Motiv tröstlich mit dem Bild der seligen Sterbestunde aus. Den fünf Versuchungen auf dem Sterbebett, nämlich Glaubenszweifel, Verzweiflung, Ungeduld im Leiden, Hochmut und Sorge um das Zeitliche werden Ermutigung im Glauben, Trost gegen Verzweiflung, Ermahnung zur Geduld, Eingebung der Demut und Ermahnung zum ewigen Heil gegenübergestellt. Im Schlußbild weichen schließlich die Teufel machtlos vom Bett des Sterbenden, während Engel die Seele in Empfang nehmen. Die Abfolge dieser elf Illustrationen wurde verbindlich und kehrte bis ins 17. Jahrhundert in zahlreichen Buchausgaben wieder.

geschr. von Evelyn Lang


Geändert von jetti (20-02-2003 um 00:56 Uhr).