achja... ich wollte euch noch den Inhalt meiner letzten Mail an die BPjS zeigen:
Zitat:
Sehr geehrte Frau M.,
ich möchte Ihnen heute die offizielle Stellungnahme des CnC-Community e.V. i.G. durch mich als ihren Präsidenten zur Indizierung mitteilen.
Leider habe ich erst heute nachmittag erfahren, dass die Anhörung vor dem 12er Gremium schon morgen ist. Ich hätte gerne mein Schreiben deutlich früher und etwas ausführlicher verfasst. Es würde mich freuen, wenn meine Meinung in der Anhörung mit einbezogen wird, da ich es wichtig finde, wenn auch die Meinung eines "normalen" Erwachsenen der in der Thematik involviert ist zur Kenntnis genommen wird.
Kurz zu meiner Person: Geboren xxxx in xxxx, wohnhaft xxx in 4xxxx xxxxx. Meine "fachlichen" Kenntnisse zu CnC Generals, kurz: warum ich mir erlaube Ihnen meine Meinung mitzuteilen: Seid April 2000 bin ich in der deutschen CnC-Community tätig. Ich kenne die Menschen die die CnC Spiele spielen. Ob nun die "nur Offline-Spieler", die "gelegentlich Online-Spieler" oder die "Profi-Zocker" sind. Ich kenne ihre Ansichten, die diese in ihren Beiträgen auf unserem großen Fan Board (Benutzer: 4.151, Themen: 27.115, Beiträge: 490.332), in Online-Gessprächen oder bei LAN-Treffen äussern. Auch das Spiel ist mir gut bekannt, da ich schon im Vorfeld einer der Beta Tester war.
Ich danke der BPjS für diese ausführliche Begutachtung des Spiels Command & Conquer: Generals und kann Ihnen darin ein Lob aussprechen. Ihre Beschreibung des Spiels ist durchaus im vollen Umfang zutreffend und bisher habe ich auf keiner Fanseite oder in einem Spielemagazin eine bessere Beschreibung lesen können.
Der CnC-Community e.V. i.G. ist aber nicht der selben Ansicht wie die Familienminiterin, dass das Spiel Jugendliche sozial desorientieren kann bzw. dass das das Spiel den Krieg verharmlost. Es ist unserer Ansicht vollkommen ausreichend, dass das Spiel ab 16 Jahre (USK) freigegeben ist.
Zuerst gehe ich auf verschiedene Vorwürfe kurz:
Der erst Vorwurf richtet sich gegen die Realitätsnähe des Spiels. Sollte man dann nicht eher Bush indizieren? Er ist eine wirkliche Bedrohung unserer Jugend. Was kann das Spiel dafür, dass es von der Realität eingeholt wurde? Die Familienministerin führt selber an: "Schon die erste Mission in der Kampagne der USA scheint den Abendnachrichten entsprungen zu sein". Ja die Realität ist schrecklich und die Angst ist in der Bevölkerung vorhanden. Sollten wir aber nicht zum Schutz der Minderjährigen auch die Abendnachrichten indizieren?
Weiter: "Schon in seinem Vorspann vermittelt das Spiel in zynischer Art und Weise, dass Krieg ein legitimes politisches Mittel sei." => Ist es nicht genau das, was Präsident Bush der ganzen Welt sagt?
"Die Aussage, dass Krieg die einzige Möglichkeit sei, zeigt sich auch darin, dass die GLA trotz mehrfacher Versuche nicht zu Friedensverhandlungen bereit sei." => Es ist die Wirklichkeit... traurig aber wahr. Man muss dazu nur Richtung USA, Palästina oder nach Afrika richten.
"„Generals“ ästhetisiert militärische Gewalt. In den Zwischensequenzen werden Panzer präsentiert, die in geschlossenen Reihen durch die Wüste rollen oder Kampfbomber, die Formationen über feindlichem Gebiet fliegen. Die Kampagnen von USA und China enden jeweils mit festlichen Militär-Paraden. Die Amerikaner lassen ihre Luftwaffe über eine tosende Menge hinwegdonnern, während China seine Panzer auffahren lässt. Dabei werden die Salutschüsse der Nuklear-Artillerie durch frenetischen Jubel kommentiert." => auch hier erlaube ich mir den Hinweis an die Realität.
"So kann der Spieler durch den virtuellen Massenvernichtungskrieg zu Ruhm und Anerkennung im Internet gelangen" => Dies ist mit jedem online fähigen Spiel so.
"Dem Langzeitspieler von „Command & Conquer - Generals“, der Mehrspieler-Partien im Internet bestreitet oder sich in Spielervereinen, so genannten „Clans“, organisiert, geht es sicherlich nicht darum, etwaige Genozid-Fantasien im Spiel zu verwirklichen. Als Langzeitmotivation dient wohl eher die strategische Herausforderung. In der Tat haben passionierte Strategie-Spieler moniert, „Generals“ verfüge über kein Werte-System wie andere Strategie-Spiele, das die Eigenschaften der Einheiten, wie z.B. Feuerkraft, Panzerung und dergleichen angibt, sondern beruhe auf einem vergleichsweise simplen Stein-Schere-Papier-Prinzip, was bewirkt, dass eine Einheit einer bestimmten anderen Einheit überlegen, dafür aber einer anderen unterlegen ist. Dies zeigt, dass der begeisterte Strategie-Spieler mitunter Zeit darauf verwendet, die Werte verschiedener Truppen miteinander zu vergleichen, um daraus seine Taktiken zu entwickeln. Ein solcher Spieler weidet sich wohl nicht an bildschirmfüllenden Atom-Explosionen um ihrer Zerstörung willen, sondern sieht sie als strategisches Mittel, um zum Sieg zu kommen." => dieser Punkt ist im Großen und Ganzen zutreffend. Ein Teil des CnC-Community e.V. i.G. Vorstandes haben das Board CnCForen.de gegründet und leiten es noch heute. Dieses Board hat aktuell Benutzer: 4.151, Themen: 27.115, Beiträge: 490.332. Dort wird auch über Generals diskutiert und die Strategiespieler sind durchaus in der Mehrzahl mit dem Werte-System von CnC-Generals zufrieden. In dem Zusammenhang hätte ich gerne gewusst, von wo die Familienministerin Ihre Erkenntnisse über die Meinung der Strategiespieler bezogen hat. Denn die Einheite haben durchaus ein ausgeklügeltes Wertesystem. Strategie-Spieler wissen, das alle guten Spiele im Grundsatz erstmal nach dem Stein-Schere-Papier-Prinzip aufgebaut werden. Dies ist bei Schach nicht viel anders. Auch dort ist der richtige Einsatz der Figuren entscheidend. Sie selber führt auch an, dass "... es ungeachtet dessen erhielt das Spiel in den ausführlichen Tests der Medien jedoch durchweg ausgezeichnete Bewertungen. „Command & Conquer - Generals“ gilt als neue Genre-Referenz, sowohl was die Grafik als auch was die strategischen Elemente angeht,". => Sie widerspricht sich hier deutlich.
"Zusammenfassend hat das Gremium der Bundesprüfstelle festgestellt, dass das glorifizierende Darstellen von realitätsbezogenen, grausamen Kriegsszenarien, insbesondere mit spielerischem Einsatz von Massenvernichtungswaffen und einer besonders menschenverachtenden Haltung gegenüber Nicht-Kombattanten, ein hinreichendes Indiz für eine verrohende Wirkung ist, die von diesen Spielen ausgeht." => mal platt formuliert: dann müssen noch deutlich mehr Spiele indiziert werden.
"Was die Vielstufigkeit übermittelter Botschaften anbelangt, so hat das Gremium jedoch bereits gezeigt, dass die Botschaft, die hier im wesentlichen vermittelt wird, diejenige ist, dass das Führen von Kriegen und die Vernichtung von menschlichem Leben, seien es Soldaten oder Zivilisten, zu einem besonderen Spielspaß verhilft." => ebenso hat das Gremium festgestellt: "Als Langzeitmotivation dient wohl eher die strategische Herausforderung."
"Ebenso läuft der Inhalt des Spiels einem weiteren im Grundgesetz verankerten Konsens entgegen: der Erziehung zur Friedensbereitschaft." => Dies ist eine rein politische Ansicht und hat bzw. sollte mit einer Indizierung nichts zu tun haben.
Zusammenfassung:
Unserer Ansicht nach hätten die angesprochenen GBA-Missionen anders designt werden sollen. Auch hier sehen wir die Vernichtung der UN-Hilfskonvois und die Tötung der Zivilisten kritisch.
Im Großen und Ganzen überwiegt aber bei Command & Conquer Generals der strategische Aspekt. Gerade der Online-Aspekt und das Spiel gegen menschliche Gegner ziehen die meisten Käufer und Spieler den Missionen vor. Dort finden sich aber keine Zivilisten und/oder UN-Hilfskonvois mehr. Dort geht es nur um den Sieg, wie in jedem Spiel, ob MauMau, Risiko, Schach etc. pp.
Was kann man also CnC: Generals vorwerfen? Die Realität? Müssten dann nicht wie o.g. auch die Nachrichten und Politiker zensiert werden? Man kann auch überspitzt sagen: CnC: Generals zeigt den Schrecken des Krieges und hat somit einen positiven Lernerfolg. Gerade wenn jüngere Spieler sehen, wie eben ABC-Waffen wirken können sie das Gefahrenpotential für die Realität einschätzen. Denn wie war es bisher? "Was ist schlimm an einer ABC-Waffe?" und man konnte es nur in Worte fassen. Nun können sie es sehen. Kein Spieler ist glücklich, wenn seine Soldaten dahin "gemetzelt" werden. Denn es schwächt ihn und verringert seine Chance auf den Sieg.
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Geändert von gersultan (07-03-2003 um 22:08 Uhr).
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