Teil 2
Zitat:
Die Frage die sich uns stellt: Wieviel Wirklichkeit verträgt ein Spiel? Man kann CnC: Generals vorwerfen, dass es von der Realität eingeholt wurde. Man kann ihm vorwerfen, dass es grafisch sich nach an der Realität anlehnt. Aber das ist sicher kein Grund für eine Indizierung. Es wird dem Spiel vorgeworfen, dass "Stattdessen können großflächig Giftgaswolken und Milzbrandbomben eingesetzt werden, die neben der großen Wirkung gegen Infanterie in erster Linie durch ihre „hübsch anzusehenden“, bunten Nebelschwaden auffallen. Aus Gründen der besseren Unterscheidbarkeit, welches Kampfmittel gerade die Massen dahinrafft, setzt das Spiel für die verschiedenen Waffen unterschiedliche stark leuchtende Farben ein. Somit wird in „Generals“ das wohl größtmögliche denkbare Kriegsgrauen zum Grafikspektakel verniedlicht.". Bitte wie soll ansonsten der Spieler es unterscheiden? Oder wäre es besser gewesen, wenn es, wie in Wirklichkeit, gar nicht zu sehen ist. Gerade diese Visualisierung ist doch eher ein Argument, dass das Spiel es mit der Wirklichkeit eben nicht so genau nimmt. Dies gilt auch für "Der Spieler akzeptiert die Massenvernichtungswaffen als strategisches Mittel, möglichst viele gegnerische Einheiten oder Gebäude zu zerstören, ohne über den realen Hintergrund dieser Waffen zu reflektieren.". Es ist ein Spiel! Niemand möchte erstmal stundenlang darüber nachdenken, ob es moralisch, ethisch und sinnvoll ist, nun eine Atombombe zu bauen und dann im Spiel einzusetzen oder nicht. Diese angeblich mangelnden Reflektionen des Spielers finden aber durchaus in öffentlichen Boards der CnC-Community statt. Aber eben nicht nur über den realen Hintergrund, sondern auch über die Werte im Spiel. Der Vorwurf "Das Auswählen der Einheiten wird jeweils mit einer gesprochenen Meldung der gewählten Einheit kommentiert, die durchaus humorvoll sein kann, etwa wenn der Fahrer eines Flammenwerfer-Panzers erklärt, es sei doch recht warm in seinem Gefährt. Und wenn ein halbnackter Arbeiter der GLA bittet, man möge ihm Schuhe geben, mag sich die Frage stellen, ob „Command & Conquer - Generals“ zu gewissem Teil nicht auch Satire sein könnte. Aber gerade im Vergleich mit den zackigen, patriotischen Kommentaren der USA-Einheiten wird schnell klar, dass solche Ausrufe höchstens zynischer Natur sind." ist nun auch wieder mehr ein subjektiver als ein objektiver Vorwurf. Die Spieler sehen es durchaus mehr humorvoll.
Das Spiel sollte durchaus nicht Kindern und Jugendlichen unter 16 Jahren zugänglich gemacht werden. Eine Indizierung des Spiels sehen wir aber mehr als ein politische Entscheidung. Darauf deuten unter anderem der Hinweis auf die "Friedenserziehung", die teilweise widersprüchliche Argumentation und die stark subjetiv geprägten Bewertungen.
Die angesprochenen Textstellen der Fachleute kann man sicher gegen CnC: Generals auslegen. Aber auch ebenso dafür, CnC: Generals nicht zu indizieren.
"Nach dem jetzigen Stand der Auswertungen können noch keine endgültigen Schlussfolgerungen gezogen werden und die Frage nach den Wirkungen ist noch nicht eindeutig zu beantworten. .... Was die emotionale Reagibilität dieser Kinder gegen den langfristigen Einfluss häufigen Spielens mit aggressionshaltigen Videospielen immunisiert, ist anhand der Daten unserer Untersuchung bisher nicht auszumachen. Hier ist weitere Forschung nötig, die die Einflüsse der familiären und schulischen Umwelt und der Beziehung zu Gleichaltrigen mitberücksichtigt.“ (vgl. Rita Steckel und Clemens Trudewind „Aggression in Videospielen: Gibt es Auswirkungen auf die Spieler?“ in: Handbuch Medien: Computerspiele Theorie, Forschung, Praxis, herausgegeben von Jürgen Fritz und Wolfgang Fehr, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1997)" => Dies ist eine Meinung von 1997, in der abschliessend noch festgehalten wird, dass es weiterer Forschungen bedarf. Trotzdem wird es nun als Sachstand herangeführt, was sicher nicht in der Absicht der Verfasser war. Hier fehlt auch deutlich die Einbeziehung der Online-Gemeinschaft, welche auch einen Teil des Umfeldes ausmacht.
"Unabhängig von den bisherigen Ergebnissen zur Wirkungsforschung, die, wie es einmal Professor Groebel in einem Aufsatz zusammen gefasst hat, im Prinzip belegen, dass es mehr Hinweise dahingehend gibt, dass mediale Gewaltdarstellungen eher schädlich denn nützlich sind, sind auch die Gremien der Bundesprüfstelle der Auffassung, dass nicht generell jede Art von Gewaltdarstellung als verrohend einzustufen ist. Es muss an dieser Stelle zwar noch einmal betont werden, wenngleich dieses auch in der Wirkungsforschung hinreichend bekannt ist, dass nicht die Medien allein verantwortlich sind für eine bestimmte Aggressionsbereitschaft unter Jugendlichen. Hinzukommen müssen eine Vielzahl weiterer Faktoren, deren Aufzählung hier im Einzelnen ausgespart werden soll." => Wenn nicht generell Gewaltdarstellung als verrohend einzustufen ist, warum wird es bei CnC: Generals so aufgefasst? Unbestritten wird in CnC: Generals Gewalt dargestellt. Aber nicht in der Art verrohend, dass es z.B. zelebriert wird, einen Mensch zu quälen, zu zerstückeln usw. usf. Gerade die vorgeworfenen Kritikpunkte: Einheitenkommentare, Visualisierung der kontaminierten Gebiete und Musikuntermalung entschärfen die dargestellte Gewalt. Wie es nun gemeint ist oder gemeint sein könnte, ist sicher nicht die Entscheidungsgrundlage. Sondern der objektive Sachstand, und der heisst: Entschärfung.
"Kann der Spieler trotz Bemühen die mit dem primären Spielreiz verbundenen Ziele nicht erreichen, gelingt es ihm also nicht, das Spiel zu kontrollieren, kommt es zu negativ-emotionalen Spielfolgen: Versagensgefühle, Frustration, Wut, Disstress, aggressive Impulse. Dies kann zum Spielabbruch führen oder zur Bereitschaft, die sekundären Spielhandlungen zu intensivieren. ... Die emotionale Wirkung der Computerspiele erwächst aus ihrer Fähigkeit, auf diese Weise Lebenszeit und Lebensenergie von Menschen zu binden.“ (vgl. Jürgen Fritz, Langeweile, Stress und Flow, Gefühle beim Computerspiel in: Handbuch Medien Computerspiele, a.a.O.) => Ich möchte diesen Sachstand nicht abstreiten. Gebe aber auch zu bedenken: was eben das Ziel des Spielers ist, wird nicht hinterfragt. Viele Spieler möchten einfach nur mit Bekannten und Gleichgesinnten spielen. Ranglisten, Ligen usw. sind im Anbetracht der Spielerzahlen zweitrangig. Wenn also sich Spieler nur zum Spielen verabreden, dann ist es um sich abzulenken und zu entspannen. Es ist nichts anderes, als wenn man sich mit Bekannten zu Mensch-Ärgere-Dich-Nicht, Skat und anderen Spielen verabredet. Sicher ärgert man sich, wenn man verliert. Aber dies ist bei jedem Spiel so und nicht nur explizit bei Computerspielen. CnC: Generals fördert das gemeinsame Spielen durch seine umfassende Mehrspieler-Spielmöglichkeiten.
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