Zitat:
Original geschrieben von CNils
Hast du den Film Stalingrad gesehen? Der ist aus der deutschen Perspektive, und nach deinen Ausführungen müsste das ein "echter" Antikriegsfilm sein 
MfG
CNils
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ja, ich habe Stalingrad gesehen und ja ich behaupte, dass Stalingrad ein Anti-Kriegsfilm ist.
Nun die Antwort auf die Frage warum:
Natürlich zeigt sich der Film aus der Perspektive der Deutschen, aber anders als James Ryan ist er darauf fixiert, die Schrecken und die Verzweiflung der 6. Armee zu zeigen (als Beispiel die Szene mit dem Flugzeug oder als russische Panzer die eingegrabene Stellung im Schnee angreifen). Er ist nicht darauf fixiert, den Nazi-Mythos ("und noch in tausend Jahren wird jeder Deutsche mit heiligen Schauern auf den Namen von Stalingrad.....) zu untermauern, sondern vielmehr dem Betrachter zu zeigen wie grausam und sinnlos der Kampf um Stalingrad war. Vor allem aber wird auch darauf verzichtet die Sache einseitig darzustellen, beispielsweise die Russen zu Schlächtern zu machen.
Sowohl rote Armee als auch Wehrmacht werden in diesem Film eben nicht Helden stilisiert, sondern als die armen Schweine (wobei die Russen am Ende siegreich waren) die von ihrer Führung in Tod getrieben wurden.
Eine Szene die mir dazu einfällt, ist die Ankunft in Stalingrad, wo ein SS-Offizier einen russischen Kriegsgefangen zu Tode prügelt und der Protest des Wehrmachtsoffizier gegen dieses Behandlung einfach abgewiesen wird.
Eine andere Szene die nun die russische Grausamkeit dokumentiert ist, als einige fliehende Wehrmachtssoldaten von einem russischen Panzer plattgewaltzt werden.
Die Aufgabe von Anti-Kriegsfilmen ist, dem Betrachter ein Bild der Situation zu liefern und die psychischen Grausamkeiten, welche auf die Soldaten einwirken zu verdeutlichen. Nehmen wir hierzu ein Beispiel aus Apokalypse Now:
Ein Dorf wird von einem surfwütigen Offizier mit einer Armada aus Hubschraubern ausradiert. Dabei wird nicht unterschieden, ob es sich um Soldaten oder Zivilisten handelt, hauptsache en paar Vietnamesen weniger und eben jener Offizier rühmt sich auch noch damit. Diese Szene lehrt den Betrachter, dass der Krieg aus jedem einen Wahnsinnigen machen kann, wenn er die Macht hat.
Im gegensatz zu James Ryan werden die Protagonisten des Filmes (in der Hauptrolle Martin Sheen) eben nicht zu Helden stilisiert sondern eben zu jenen armen Säuen, die mal schnell in den Kampfeinsatz geschickt werden, der ne Überlebenschance von fast gleich null hat. Das ist das was ich von einem Anti-kriegsfilm erwarte, nämlich das er die Grausamkeit (wobei Grausamkeit eben nicht nur auf Blutbäche zu reduzieren ist), die Sinnlosigkeit und die Hilflosigkeit des krieges zeigt.