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Eduard Mörike: "Abschied"
Unangeklopft ein Herr tritt abends bei mir ein: "Ich habe die Ehr, Ihr Rezensent zu sein." Sofort nimmt er das Licht in die Hand, Besieht lang meinen Schatten an der Wand, Rueckt nah und fern: "Nun, lieber junger Mann, Sehn Sie doch gefaelligst mal Ihre Nas so von der Seite an! Sie geben zu, dass das ein Auswuchs is." - Das? Alle Wetter - gewiss! Ei Hasen! ich dachte nicht, All mein Lebtage nicht, Dass ich so eine Weltsnase fuehrt' im Gesicht!! Der Mann sprach noch verschiednes hin und her, Ich weiss, auf meine Ehre, nicht mehr; Meinte vielleicht, ich sollt ihm beichten. Zuletzt stand er auf; ich tat ihm leuchten. Wie wir nun an der Treppe sind, Da geh ich ihm, ganz froh gesinnt, Einen kleinen Tritt, Nur so von hinten aufs Gesaesse, mit - Alle Hagel! ward das ein Gerumpel, Ein Gepurzel, ein Gehumpel! Dergleichen hab ich nie geschn, All mein Lebtage nicht gesehn Einen Menschen so rasch die Trepp hinabgehn!
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Die Welle sprüht, und staut zurück und weichet, Und schwillt bergan, sich immer selbst zu trinken; Gehemmt ist nun zum Vater hin das Streben. Sie schwankt und ruht, zum See zurückgedeichet; Gestirne, spiegelnd sich, beschaun das Blinken Des Wellenschlags am Fels, ein neues Leben. |